Recycling

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Die Rückführung der Wertstoffe von Photovoltaik-Modulen nach Ablauf ihrer Lebensdauer stellt einen wichtigen Faktor der Energiewende und der Ressourcenplanung dar. Am Fraunhofer CSP werden neue Verfahren erprobt, um Wafer- und Zellschrott aufzureinigen, Trennprozesse aufzubauen und insbesondere das Solarsilizium wieder dem Stoffkreislauf zuzuführen. Hierzu stehen spezielle Aufschmelzanlagen zur Verfügung, welche über Induktionsheizung schnelle Aufheiz- und Abkühlprozesse erlauben.

Nasschemische Arbeitsschritte zur Ablösung von Beschichtungen und zur Entfernung metallischer Rückstände sind in der Entwicklung, an neuen Verfahren zur segregationsbasierten Reinigung von Silizium wird gearbeitet. Weitere Möglichkeiten, die angeboten werden, sind die Verwendung von Getterprozessen, das induktive Vakuumschmelzen, Einbringen von Gaslanzen in die Schmelze oder das aktive Durchmischen von Siliziumschmelzen.

Über Spurenanalytik kann die Effizienz der Reinigungsverfahren quantifiziert werden. Für das aufgereinigte Silizium stehen dann die verschiedenen Kristallisationstechnologien zur Weiterverarbeitung zur Verfügung, wie zum Beispiel das Czochralski-Verfahren oder die Blockerstarrung, um das Silizium wieder in den Wertstoffkreislauf zurückzubringen.

PV-Schrott
© Fraunhofer CSP
PV-Schrott
  • Rückgewinnung von Silizium, Aluminium, Silber, Kupfer, Zinn, Glas, etc.
  • Entwicklung ökonomischer Recycling-Prozesse

APOLLO - A Proactive Approach to the Recovery and Recycling of Photovoltaic Modules

 

Vorhaben

Das Projekt APOLLO wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon Europe der Europäischen Union finanziert.

APOLLO ist die Abkürzung für "A Proactive Approach to the Recovery and Recycling of Photovoltaic Modules" (Ein proaktiver Ansatz für die Rückgewinnung und das Recycling von Photovoltaikmodulen).

Der Fokus liegt auf der Revolutionierung des Recyclings von Photovoltaik -Altmodulen.


Laufzeit

  • Januar 2024-Dezember 2026

 

Projektziele

  • Vor-Recycling-Analyse und Klassifizierung von PV-Modulen nach Glaszusammensetzung
  • Pilotanlage zur Gewinnung aller Materialfraktionen der alten und zukünftigen PVs
  • Veredelung von zurückgewonnenem PV-Si zur Erleichterung des Barrenwachstums für neues PV
  • Spezifizieren und bauen zukünftiger PV-Module (Standard c-Si und Tandem Per/Si) mit verbesserter Recyclingfähigkeit unter Einbeziehung der APOLLO-Innovationen
  • Entwicklung und Umsetzung eines PV-zentrierten digitalen Produktpasses (DPP), der einen Online-Marktplatz ermöglicht
  • Entwicklung, Quantifizierung und Förderung eines neuen Kreislaufwirtschaftsmodells für PV-Abfälle


Projektkoordinator


Weitere Informationen

End-of-Life Cycle von PV-Modulen: Aufarbeitung von Altmodulen und Rückführung von Wertstoffen in den Stoffkreislauf

Im Rahmen des Projektes sollen 1 Tonne Silizium aufbereitet, 20 kg Silber rückgewonnen und Glas in die Glashütte rückgeführt werden.
Im Fokus stehen dabei neben der sortenreinen Trennung der Wertstoffe und der Aufarbeitung der metallhaltigen Stäube insbesondere die Rückführung der Metalle und des Siliziums als Sekundärrohstoffe für die PV-Produktion anstelle diese wie bisher nur thermisch zu verwerten.

  • Schon seit 2010 gibt es ein Hersteller-übergreifendes Recyclingsystem (PV Cycle), das derzeit mehr als 300 Mitglieder hat. Seit 2014 sind die Produzenten auf Basis der europäischen WEEE-Richtlinie (Waste Electrical and Electronic Equipment Directive) verpflichtet, PV-Module kostenlos zurückzunehmen und in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen. In Deutschland werden Solarmodule als elektrische Großgeräte eingestuft, die angestrebte Sammelquote wurde im entsprechenden Gesetz mit mindestens 85 Prozent, die Recyclingquote mit mindestens 80 Prozent definiert. Hersteller müssen sich verpflichtend bei der Stiftung „Elektro-Altgeräte-Register (ear)“ registrieren.

  • Viele Module aus der ersten großen Welle des Photovoltaik-Ausbaus nach dem Start des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2000 kommen gerade oder demnächst an ihr Lebensende. Sie enthalten viele wertvolle Ressourcen, vom Aluminiumrahmen und Front-Glas über Kupfer in den Zellverbindern bis hin zu Edelmetallen auf den Zellen. Theoretisch können bis zu 95 Prozent eines Moduls recycelt werden.

  • Es gibt verschiedene technologische Routen zur Aufarbeitung von End-of-Life (EoL)-Modulen, die kombiniert werden können. Aktuell wird hauptsächlich die mechanische Zerkleinerung angewendet. Dafür werden zuerst der Rahmen und die Anschlussdose/Kabel entfernt und anschließend wird das Laminat aus Glas, Kunststoff und Solarzellen geschreddert. Das anfallende Materialgemisch in Form von unterschiedlich großen Partikeln muss dann aufwändig durch mechanische, physikalische und chemische Verfahren getrennt und gereinigt werden. Mitunter geschieht das bereits teilautomatisiert, etwa durch den Einsatz von Sensoren und Magneten zur Identifizierung von Metallen. Da Aluminiumrahmen und Glas mehr als 80% Gewichtsanteil an einem PV-Modul haben, konzentrieren sich die etablierten Recycling-Technologien auf diese Materialen. Für andere Materialien wie Silizium und Kunststoffe sind verschiedene Verfahren in der Entwicklung.

  • Am Beginn steht das Einsammeln alter Module, die zu einem Verwertungsunternehmen gebracht werden. Beim Recycling gilt es dann zunächst, die im Modul fest miteinander verbundenen Materialien zu separieren, also Aluminiumrahmen, Anschlussdose und Glas vom Laminat zu trennen. Die einzelnen Fraktionen werden anschließend zerkleinert und gereinigt, sodass sie schließlich zur Wiederverwendung bereitstehen. Für die Trennung der Materialien voneinander kommen thermische Verfahren (Schmelzen), mechanische Verfahren (Mahlen und Sieben) und chemische Verfahren (Lösungsmittel, Säuren, Laugen) zum Einsatz. Bei Dünnschichtmodulen gibt es ein paar Besonderheiten, so kann hier etwa auch besonders gut mit Pyrolyse (Erhitzen der Materialien unter Ausschluss von Sauerstoff, wodurch sie sich zersetzen und in verschiedene Gase und Feststoffe zerlegt werden) und Flotation (Trennen von hydrophoben und hydrophilen Materialien durch Zugabe von Luftblasen) gearbeitet werden.

  • Kunststoffe haben einen Anteil von unter 10 Prozent am Gesamtgewicht und den Materialkosten für ein PV-Modul, kommen aber an zahlreichen Stellen zum Einsatz und sind für die Haltbarkeit und Betriebssicherheit unerlässlich. Besonders wichtig sind sie erstens als Verkapselungsmaterialien, hier sind beispielsweise Ethylen-Vinylacetat (EVA), Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) besonders gängig, weil sie transparent und witterungsbeständig sind sowie gute elektrische Eigenschaften haben. Zweitens spielen sie bei den Rückseitenfolien eine besonders prominente Rolle, wo beispielsweise Fluorpolymere (PVF), Polyamid (PA) und Polyester (PET) zum Einsatz kommen, damit eine hohe Witterungsbeständigkeit, insbesondere gegen UV-Einstrahlung, passende mechanische Eigenschaften wie Reißfestigkeit sowie gute Barriereeigenschaften gegen Feuchtigkeit und Gase gewährleistet sind. Darüber hinaus werden Kunststoffe auch als Klebstoffe (Silikonkautschuk, Epoxidharze), als Teile des Gehäuses (z. B.  Acrylnitril-Butadien-Styrol ABS) oder für transparente Abdeckungen anstelle von Glas (Polycarbonat PC) eingesetzt. Für das Recycling von Kunststoffen aus Solarmodulen gibt es derzeit diverse Forschungsaktivitäten, aber noch keine wirtschaftlich tragfähige Lösung. Die größte technische Herausforderung liegt in der Komplexität und Materialvielfalt. Es gilt, die einzelnen Kunststoffe mit geeigneten Methoden möglichst sortenrein zu isolieren und in einer Form verfügbar zu machen, die eine möglichst hochwertige erneute Nutzung möglich macht. Probleme für ein effizientes Kunststoffrecycling stellen zum Beispiel der hohe Vernetzungsgrad im EVA, die Mehrlagigkeit der Rückseitenfolien oder mögliche Verunreinigung der Kunststoffe dar.

  • Das Fraunhofer CSP ist seit vielen Jahren und bei zahlreichen technologischen Aspekten engagiert, um PV-Recycling in Zusammenarbeit mit der Industrie zu etablieren und zu optimieren. Das reicht von der Wiederverwendung und Veredelung von zurückgewonnenem Silizium über den Aufbau von Pilotanlagen bis hin zur Herstellung von PERC-Solarzellen als recyceltem Silizium. Im Projekt „RETRIEVE“ bringen wir unsere Kompetenzen zur Materialanalytik insbesondere für Kunststoffe ein. Außerdem arbeitet das Forschungsteam an Standards zur Produktprüfung, die Voraussetzung für eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft sind. Nicht zuletzt leistet das Fraunhofer CSP erhebliche Beiträge für die Verbesserung von Zuverlässigkeit und Lebensdauer der Module: Je länger die Module intakt im Betrieb sind, desto geringer wird schließlich der Recyclingbedarf.

  • Ziel im Photovoltaik-Markt sollte eine echte Kreislaufwirtschaft sein, bei der möglichst viele im Modul verbaute Materialien mit möglichst hoher Wertschöpfung wieder in den Produktzyklus gelangen. Voraussetzung dafür sind zunächst einmal tragfähige Sammel- und Entsorgungsstrukturen. Dazu gehören auch die weitere Qualifizierung und idealerweise eine Zertifizierung von Installations- und Handwerksbetrieben, damit weniger Module beim Auf- und Abbau von Photovoltaik-Anlagen beschädigt und damit oft auch in ihrer Recycling-Fähigkeit beeinträchtigt werden. Ein wichtiges Thema ist auch die Entwicklung von Standards zur Funktionsprüfung, damit bewertet werden kann, wann ein Modul überhaupt „End of life“ erreicht hat. Ansätze für das „Design for Recycling“, die bereits bei der Herstellung die spätere Wiederverwertung mitdenken, können Aufbereitungsprozesse vereinfachen und gerade für die Wiederverwertung von Kunststoffen aus PV-Modulen erhebliche Verbesserungen bringen. Wenn der CO2-Fußabdruck pro gefertigtem Modul stärker in den Fokus rückt, könnten die Hersteller eventuell verstärkt auf Biopolymere setzen – auch hierfür gilt es dann, geeignete Methoden zur Wiederverwertung zu entwickeln.