Motivation und Problemstellung
Wiederkehrende Überprüfungen von Photovoltaik (PV)-Anlagen verzeichneten in den letzten Jahren einen deutlichen Anstieg an Modulfehlern, die durch die Rückseitenfolien (so genannte „Backsheets“) ausgelöst wurden. Auffälligkeiten bei Rückseitenfolien, wie z. B. Auskreiden, Delamination, Rissbildung oder Braunfärbung, führen meistens zu einem Versagen der Isolierwirkungen und stellen somit ein Sicherheitsrisiko dar.
Während bestehende Normen und Regelwerke zur Sicherheitsprüfung hauptsächlich die Funktion neuer Produkte in den Blick nehmen und die Forschung daran arbeitet, Langzeitfehler in Zukunft zu vermeiden, indem das Alterungsverhalten von Folien und das der Einbettungsmaterialen intensiv untersucht wird, fehlt es an Normungsdokumenten, die auf die akuten Probleme der Rückseitenfolienqualität in existierenden PV-Anlagen eingehen.
In Deutschland sind derzeit ca. 60 GWp PV-Anlagen am Netz angeschlossen, wovon ein großer Teil der Anlagen mittlerweile über fünf Jahre alt ist und vermehrt Auffälligkeiten bei der Rückseitenfolie zeigen. Einige der beobachteten Auffälligkeiten sind zum jetzigen Zeitpunkt lediglich kosmetischer Natur, andere hingegen stellen ein inhärentes elektrisches Risiko dar, da stromführende Teile offen liegen. Neben der elektrischen Sicherheit kann eine defekte Rückseitenfolie darüber hinaus zu erheblichen Ertragseinbußen durch Abschaltung von Anlagenteilen führen.
Es mangelt jedoch an Handlungsempfehlungen in Form von standardisierten Regeln und Kriterien hinsichtlich fehlerhafter Rückseitenfolien. Das Projekt ANOMALOUS adressiert genau diesen Mangel.