Motivation und Problemstellung
Die Anzahl der installierten Photovoltaiksysteme ist in den letzten 10 bis 15 Jahren weltweit stark gestiegen. Doch mit zunehmender Betriebszeit unter harschen Umgebungsbedingungen zeigen sich vermehrt verschiedene Auffälligkeiten und Fehler in den Komponenten, die sich sowohl auf die Leistungsfähigkeit der Systeme als auch auf die elektrische Sicherheit und Lebensdauer auswirken können. Zellrisse und Mikrorisse (engl. Micro Cracks) in kristallinen Silizium-PV-Modulen gehören zu solchen Auffälligkeiten und können die Modulperformance beeinträchtigen. Die Zahl von Modulen mit bekannten Zellrissen ist nach der Einführung von Elektrolumineszenz-Messungen in Solarparks und aufgrund groß angelegter Messkampagnen explodiert, ohne dass jedoch die Bedeutung der Befunde systematisch aufgearbeitet wurde.
Trotz verschiedener Fehlerkataloge und Klassifizierungen gibt es bisher keine allgemein anerkannten, verbindlichen Bewertungsmaßstäbe oder eine Prognose, die die Auswirkung auf den Energieertrag eines Systems beschreibt. Der Befund „Zellriss“ führt daher regelmäßig zu Verunsicherungen und langwierigen juristischen Streitigkeiten. Dies schädigt derzeit überwiegend kleine und mittelständige Unternehmen, die allein in Deutschland weit mehr als 50 Mrd. Euro in Photovoltaiksysteme investiert haben. Gleichzeitig wird der PV-Anlagenmarkt sowohl in Deutschland als auch weltweit wachsen. Ein standardisiertes Verfahren und einheitliche Maßstäbe zur Bewertung von Zellrissen zu definieren, um die benötigte Rechtssicherheit herzustellen und kostspielige Streitfälle zu verhindern, ist deswegen im Interesse von Modulherstellern, Projektentwicklern, Investoren, Betreiben und Versicherungen. Das Förderprojekt PV-Riss widmet sich dieser Aufgaben, um die normative Lücke zu schließen.