Ulrike Jahn wird Senior Scientist am Fraunhofer CSP
Ulrike Jahn ist seit heute als Senior Scientist am Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP tätig. Die Forschungseinrichtung in Halle (Saale) besetzt erstmals eine derartige Position. Die Physikerin kommt von VDE Renewables und ist eine der weltweit führenden Expertinnen für Qualitätssicherung in der Photovoltaik.
»Ulrike Jahn wird eine enorme Verstärkung für das Fraunhofer CSP sein. In ihrer mehr als 30-jährigen Tätigkeit in der Photovoltaik-Branche hat sie die weltweite Solarindustrie beeinflusst wie wenige in Deutschland. Mit ihrer fachlichen Exzellenz, ihrer hervorragenden Vernetzung innerhalb der Industrie und nicht zuletzt ihrer Leidenschaft für die Weiterentwicklung der Photovoltaik vor allem im Hinblick auf Zuverlässigkeit und Leistungsbewertung wird sie eine inspirierende Bereicherung für unser Team werden«, sagt Prof. Dr. Ralph Gottschalg, Leiter des Fraunhofer CSP.
Die studierte Physikerin war seit April 2021 als Senior Expert bei VDE Renewables tätig. Zu ihren vorherigen Stationen gehören der TÜV Rheinland und das Institut für Solarenergieforschung (ISFH) in Hameln. Seit 1992 hat sie mehr als 70 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht. Den Task 13 »Reliability and Performance of Photovoltaic Systems« im Photovoltaic Power Systems Programme der Internationalen Energieagentur, den sie seit 2010 leitet, hat sie durch wichtige Impulse etwa zur Standardisierung, Betriebsanalyse und Risikominimierung als weltweit führendes Forum für die Qualitätssicherung in der Photovoltaik etabliert. Ulrike Jahn ist Mitglied im Leitungsausschuss der European Technology & Innovation Platform ETIP PV und wurde 2021 mit dem Becquerel-Preis der Europäischen Kommission geehrt.
»Ich freue mich sehr auf die neue Tätigkeit am Fraunhofer CSP und die Möglichkeit, mit meiner Expertise gezielt den Forschungsbedarf der Industrie zu unterstützen und gemeinsam mit den neuen Kolleginnen und Kollegen in der Gruppe ‚PV-Systeme und -Integration‘ tragfähige Lösungen für die Energiewende auch auf regionaler Ebene voranzutreiben«, sagt Ulrike Jahn.
Interview mit Ulrike Jahn
Was hat Sie ans Fraunhofer CSP geführt?
Ich kenne das CSP seit vielen Jahren und habe es immer als sehr dynamische, hoch innovative und kompetente Forschungseinrichtung mit klarem Fokus auf die Belange der Industrie wahrgenommen, besonders zu den Themenfeldern Zuverlässigkeit und Qualitätssicherung von Photovoltaik-Komponenten und Systemen. Das passt zu mir und meinen Schwerpunkten.
Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Herausforderungen für die Photovoltaik in Deutschland?
Photovoltaik wird insgesamt wichtiger durch die Forcierung der Energiewende. Das bringt aber zugleich einige derzeit ungelöste Probleme mit sich: Die Ausbauziele strapazieren die derzeitigen Netzkapazitäten. Deshalb müssen – neben dem Netzausbau – die komplexen Anforderungen an eine intelligente Steuerung des Stromnetzes und auch für die Sektorkopplung insgesamt klarer und schneller adressiert werden. Zugleich darf das Ausbautempo nicht auf Kosten der Qualität gehen. Als weitere Herausforderungen sehe ich die aktuell schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die deutsche PV-Industrie – von der Produktion und Planung bis zur Installation – die auch durch die Tendenz zum weltweiten Überbietungswettbewerb bei Subventionen verschärft wird. Dazu kommt der Fachkräftemangel an mehreren Stellen der PV-Wertschöpfungskette.
Was möchten Sie am CSP beitragen, um diese Herausforderungen zu bewältigen?
Mit meiner langjährigen Erfahrung aus der Industrie und meiner internationalen Vernetzung kann ich erstens einen ganzheitlichen Blick beisteuern, von Anforderungen an die Produktqualität über die Bewertung von PV-Systemen beispielsweise auch im Hinblick auf die zu erwartenden Erträge in verschiedenen Klimazonen bis hin zu Lösungen für die Integration ins Stromnetz. Zweitens passt mein fachlicher Schwerpunkt auf Themen der Qualitätssicherung bestens zum Profil des Fraunhofer CSP und zum aktuellen Bedarf der Branche. Die für die Klimaneutralität notwendigen Ausbauziele und den entsprechenden Anteil der PV am Strommix können wir in Deutschland nur erreichen, wenn wir neben den Kosten für Module, Installation und Betrieb von Anlagen sowie dem Wirkungsgrad auch die Zuverlässigkeit und Lebensdauer der Module und Komponenten im Blick behalten und kontinuierlich verbessern. Leistungsfähige Methoden der Materialforschung sowie innovative Prüfungen im Labor/Feld sind dafür ebenso wichtig wie die Zusammenarbeit in Gremien und der kontinuierliche Austausch mit Industrie und Politik, um beispielsweise Standards zu definieren und geeignete regulatorische Rahmenbedingungen zu schaffen.
Was werden Ihre ersten Aufgaben und Projekte in der neuen Tätigkeit sein?
Zuerst wird es natürlich um ein Kennenlernen der neuen Rahmenbedingungen, Anforderungen sowie Kolleginnen und Kollegen in der Gruppe »PV-Systeme und -Integration« gehen. Auch meine Rolle als Senior Scientist ist ja neu für das Institut, das muss sich ebenfalls erst einspielen. Ich möchte aber so schnell wie möglich aktiv werden und denke, dass ich laufende und neue Projekte etwa zur Qualitätssicherung entlang der gesamten Wertschöpfungskette und der Digitalisierung der Fehleridentifikation schnell mit meinen Kompetenzen unterstützen und voranbringen kann. Meine Erfahrungen in der Verbesserung der Systemqualität, die ich über 30 Jahre in der Branche gesammelt habe, werden hier sehr gute Anwendungen finden. Auch in Gremien wie das gerade entstehende Solarcluster Ostdeutschland möchte ich mich frühzeitig einbringen.
Worauf freuen Sie sich bei der Arbeit in Halle am meisten?
Neue Eindrücke sind immer aufregend, ich bin auch sehr gespannt auf die Arbeit im Rahmen einer großen Forschungsorganisation wie Fraunhofer. Worauf ich mich besonders freue, ist das kompetente Team und die regionale Verankerung des Fraunhofer CSP. Die Photovoltaik hat in Mitteldeutschland einen sehr hohen Stellenwert und eine hohe Akzeptanz, zugleich kann sie einen wichtigen Beitrag beim Strukturwandel der Industrie leisten. An tragfähigen Lösungen mitzuarbeiten, die direkt vor Ort ihre Effekte entfalten, und so die regionale Energiewende zu unterstützen, reizt mich besonders an der neuen Aufgabe.